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10. Jahrestag

 Sind Tote tot? Oder sind sie in irgendeiner Form noch bei uns? Ich erlebe es so, dass, wer mich sieht oder an mich denkt, automatisch auch an Hannelore denkt. Es gibt da so vieles im Verwandten-, Bekannten- und Freundeskreis, dass wir nicht totschweigen können und auch wohl nicht wollen. Auch das Haus, innen und außen und drumherum, atmet immer noch ihren Geist. Selbst wenn man alles änderte, änderte sich im Grund nichts!  Und das ist gut so!

Was allerdings gegenständlich darauf hinweist, dass Hannelore nicht mehr lebt, ist das Grab auf dem Friedhof. Auch das ist gut, dass wir  diese Realität ernst nehmen. Allerdings frage ich mich ganz persönlich, was es mir bedeutet, dass wir sie vor zehn Jahren dort begraben haben. Das Grab als solches ist vorhanden und will beachtet werden einschließlich Grabdenkmal. Aber eigentlich ist sie für mich nicht dort.

Vielleicht ist es richtig, wenn ich sage, ich trage sie in meinem Herzen? Sie ist auf Schritt und Tritt bei mir? So stelle ich es mir jedenfalls vor und ich habe auch Gründe, die mir recht geben.

Das Grab ist leer! Dass dort eine Tote begraben worden ist, spielt für mein Leben nicht die Rolle, die man annehmen könnte.

Ich weiß, dass dies eine ganz spezielle Behauptung bzw. Wahrnehmung ist. Aber ich habe sie nun einmal und lasse sie zu! Seitdem mir das klar geworden ist, kann und will ich auch die Ostergeschichten der Bibel so verstehen. Jesus lebt mitten unter uns. Das Grab als solches interessiert nicht. Wie heißt es doch: Was sucht ihr den Lebenden bei den Toten? (Lukas 24, 5).

Und schon geht es wieder um die grundsätzliche Frage nach dem Danach. In jungen Jahren kann man sich leisten, darüber zu diskutieren, ob es nach unserm Sterben ein Leben danach gibt oder nicht. Je älter man wird, sollte man dieser Frage nicht ausweichen. Töricht ist es meiner Meinung nach, ein Leben danach abzustreiten. Kann man das beweisen? Doch wohl nicht. Wenn man die Frage offen lässt, gibt es Überlegungen, wie es dann aussehen könnte. Berichte von Menschen, die Nahtoderfahrungen haben, lassen zumindest aufhorchen.

Generell gesehen, muss beachtet werden, dass wir uns mit Sprache verständigen und es nicht immer ganz eindeutig ist, was wir meinen. Mein übliches Beispiel in diesem Zusammenhang ist unser Wort "Himmel". Was meinen wir, wenn wir dies Wort benutzen? Der Engländer hat schon zwei unterschiedliche Bezeichnungen, nämlich sky für den sichtbaren Himmel über uns und heaven für den Bereich, in dem Gott herrscht . . . und der ist nicht ortsgebunden.

In der zitierten Bibelstelle heißt es dann in Vers 6: Er ist nicht hier; er ist auferstanden. Was heißt das? Wie hat man sich das vorzustellen? Es werden in der Folge Begebenheiten erzählt, in denen es schon schwierig ist, ihn als Jesus zu erkennen (Emmausjünger!). Und das wirklich unabhängig von dem, ob das Grab faktisch leer war oder in dem Sinne, dass man ihn nicht dort, sondern im richtigen Leben erfahren kann.

Das Leben  "danach"? Mal sehen . . . wir werden dabei sein!

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