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Maria und Joseph

Geschichten aus dem Orient. Wenn wir sie mit unseren abendländischen Ohren hören, will uns einiges nicht in den Kopf hinein. Einige Ungereimtheiten nach unserem Verstehen. Aber der Orientale nimmt sie auf andere Art auf: Was die Geschichten mitteilen wollen, muss stimmen.

Nämlich: Gott wird Mensch in Jesus Christus und nimmt an unserem menschlichen Leben teil von der Wiege bis zum Tod. Und: Das Geschehen am Rande der Welt (nicht Jerusalem, sondern Bethlehem wird Mittelpunkt des Geschehens) gewinnt Bedeutung für die ganze Welt (die drei Männer/Weisen/Könige präsentieren die drei damals bekannten Kontinente Asien, Afrika, Europa.

Alle Jahre wieder das alte Lied. Jesus, geboren von der Jungfrau Maria. Wer ist der Vater? Unser naturwissenschaftlich orientierter Verstand hat tausend Fragen. Jungfrauengeburt – wie das?

Da ist Josef. Und es wäre das Einfachste, wenn er der Vater ist.

In den Genealogien bei Matthäus und Lukas wird er auch so aufgelistet, dass Jesus letztlich als Sohn des Königs David erscheint.

Aber bei Lukas spielt Gott als Vater des Jesus auch eine Rolle. Er wird der Maria durch einen Engel als Vater ihres werdenden Kindes genannt:

„Der heilige Geist wird über dich kommen, und die Kraft des Höchsten wird dich überschatten; darum wird auch das Heilige, das geboren wird, Gottes Sohn genannt werden.“ (Lukas 1, 35)

Bei Markus, das als ältestes Evangelium gilt, fehlt diese Erklärung. Dort wird Jesus zum Sohn Gottes durch Adoption:

Bei seiner Taufe am Jordan öffnete sich der Himmel, der Geist kam auf ihn wie eine Taube herab.

„Da geschah eine Stimme vom Himmel: Du bist mein Sohn, an dir habe ich Wohlgefallen.“ (Markus 1,11)

Lukas richtet sich wesentlich an Leserschaft im griechischem Raum. Wenn diese von einer Person hören, die übermenschliche, also göttliche Kräfte hat, dann ist es ihnen eine eingängige Vorstellung, dass sie eine menschliche Mutter hat, aber einen göttlichen Vater.

So ist in der griechischen Götterwelt von Herakles (lateinisch Herkules) bekannt:

Alkmene ist verheiratet mit Amphitryon. Zeus ist verliebt in Alkmene, schläft mit ihr in Gestalt ihres Mannes, sie wird von ihm schwanger. Das Kind ist Herakles, „dem göttliche Ehren zukamen und der in den Olymp aufgenommen wurde.“ (Wikipedia zu „Herakles“)

Amphitryon schläft real auch mit ihr, sie wird von ihm schwanger, sie bringt den Zwillingsbruder Iphikles zur Welt.

Leicht zu erklären wird sein, dass die Frage nach der Herkunft Jesu erst relevant wurde, als er durch sein Wirken die Aufmerksamkeit seiner Umgebung erregte und dann nach seiner Herkunft gefragt wurde. Die Herkunft liegt aber ja in der Vergangenheit und ist für die Gegenwart nicht so relevant.

So verstehe ich es heute vergleichsweise genau so. Wichtig ist die Wirksamkeit Jesu. Davon zeugen heute viele (Millionen) Menschen aller Konfessionen. Wie sie die tradierte Herkunft Jesu auffassen (Jungfrauengeburt ja oder nein) tritt dahinter zurück.

Wichtig ist die Aussage, dass durch die Geburt im Stall in Bethlehem Gott Mensch geworden ist und damit auch unser Schicksal auf sich genommen hat. Dazu wird die Weihnachtsgeschichte erzählt, die zugegebenermaßen besonders unsere Kleinen einen besonderen herzlichen Zugang haben. Insofern haben unsere Kinder einen ungehinderten Zugang zu den Weihnachtsgeschichten der Bibel.

 

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