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Jugendweihe

In meiner Jugendzeit war ein Übergangsritual üblich von der Kinder- und Jugendzeit in die Erwachsenenwelt. Der Großteil der Jugendlichen schloss mit der 8. Klasse der Volksschule ab und trat am 1. April die Lehre an.

Die evangelische Kirche hatte an dieser Stelle die Konfirmation, die sich als Abschluss der Taufe verstand. Die Freireligiösen boten die Jugendweihe an. Freireligiös nannten sich auch als "gottgläubig", also nicht als absolut unreligiöse mit absoluter Verneinung eines Gottes. Zur Nazizeit war "gottgläubig" verwendet, die aus den Kirchen ausgetreten waren.

Mein Vater, geboren 1908, verstand sich als Arbeiterkind, war traditionell getauft worden, wendete sich aber von der evangelischen Kirche ab, weil sie sich zu wenig um die Arbeiter kümmerte, und trat dann als er 21 Jahre alt geworden war un somit volljährig, aus der Kirche aus. Eine Folge davon war, dass ich nicht, wie traditionell üblich, als Baby getauft wurde.

In der französischen Kriegsgefangenschaft ließ  er sich wieder in die evangelische Kirche aufnehmen und schrieb nach Hause, dass ich nun doch getauft werden sollte. Das geschah 1947.

Für stand dann meine Konfirmation an. Daran habe ich wenig Erinnerungen.

Aber die Jugendweihe meines Freundes steht mir noch vor Augen und Ohren.

Sie fand im Kino statt. Zunächst war ich sehr erstaunt, dass das Regina-Kino an der Bismarckstraße statt der üblichen Riesenleinwand auch eine große Bühne hatte: Rednerpult, Blumenschmuck, Chor, feierliche Beleuchtung, Jugen und Mädchen feierlich gekleidet. Alles zusammen ein beeindruckendes Bild!

Was der Pastor bei meiner Konnfirmation predigte, weiß  ich nicht mehr. Aber das Motto der Jugendweihe-Rede habe ich noch im Ohr: 

Natürlich ein Wort von Friedrich Schiller (er und Johann Wolfgang von Goethe waren damals noch ein Begriff!).  Inhaltlich wurde auf die gesellschaftliche Aufgabe nach Verlassen der Kinder- und Jugendzeit gezielt. Vorbilder dafür gab es und sie wurden auch zitiert. Selbst einige Personen, die es zu Ansehen und Würde geschafft hatten, waren ja auf der Bühne vor Augen!

 

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